Steuerverwaltung: Die Linke fragt nach Personalsituation
Zahlungen ans Finanzamt: Lohnsteuerhilfe warnt vor neuer Stolperfalle
Vorausgefüllte Steuererklärung per Klick: Gute Idee mit Grenzen
Der Freistaat Bayern hat Anfang September bekannt gegeben,dass er die Steuersoftware Elster zu einer App-Version als vorausgefüllteSteuererklärung für Bund und Länder weiterentwickeln möchte. Der bundesweiteEinsatz könne schon 2026 beginnen.
Für die Lohnsteuerhilfe Bayern gewinnt damit die Debatte umBürokratieabbau im Steuerbereich an Tempo. Auf den ersten Blick klinge dasPilotprojekt "Steuererklärung per App mit einem Klick" sehrverbraucherfreundlich. Doch die scheinbar simple Steuererklärung mit einemKlick habe ihre Grenzen, warnt die Lohnsteuerhilfe, nämlich wenn es um dieSteuervorteile der Steuerpflichtigen geht.
Die Idee der vorausgefüllten Steuererklärung sei nicht neuund wurde schon in mehreren Pilotprojekten in verschiedenen Bundesländern miteng gefassten Zielgruppen wie Rentnern getestet. Derzeit laufe in Hessen einProjekt, mit der Zielgruppe Alleinstehende. Bereits jetzt könnten dem Finanzamtvorliegende Steuerdaten mit Elster oder bestimmten Anwendungen digitalübernommen werden. Dies sei für Steuerpflichtige komfortabel und spare Zeit.Anstatt die Daten selbst noch einmal abzutippen, müssten sie lediglich auf ihreRichtigkeit hin überprüft werden, da der Steuerzahler die Korrektheit der Datenverantwortet.
Nun gingen die Finanzbehörden einen Schritt weiter, so dieLohnsteuerhilfe. Anstatt die Daten vom Steuererklärenden abrufen zu lassen,würden sie automatisch in die Steuererklärung eingefügt und ein digitalerVorschlag für die Steuererklärung am Handy erstellt. Enthalten sein sollenDaten wie die Einkünfte von Angestellten, deren Lohnsteuerabzug, die Abzüge derKranken- und Pflegekassen sowie der Rentenversicherung, dieLohnersatzleistungen des Staates sowie Informationen zu Riester- undRürup-Verträgen. Per Knopfdruck soll man dann sein Einverständnis zurvorgeschlagenen Steuererklärung erteilen und erhält schließlich seinenSteuerbescheid. Doch wer voreilig zustimmt, riskiere Steuernachteile, warnt dieLohnsteuerhilfe.
"Die Steuererklärung bietet für viele Steuerpflichtigedie Chance, Geld vom Staat zurückzuholen. Diese sollte man sich nicht entgehenlassen. Denn viele Daten kennt das Finanzamt nicht", erläutert TobiasGerauer, Vorstand der Lohnsteuerhilfe Bayern. Individuelle Ausgabenbeispielsweise für Beruf, Heim und Kinder kenne nur der Steuerpflichtigeselbst. Diese würden bei dem technischen Ansatz nicht berücksichtigt. Damitliefen Steuerpflichtige Gefahr, zu viel Steuern zu zahlen.
Bei der schnellen Steuererklärung per Klick sollte man esalso nicht belassen. Das würde für viele private Haushalte bedeuten, dass sieauf Geld verzichten, das ihnen zusteht. Die Finanzbehörden hingegen würde espersonell entlasten und mehr Geld in die öffentlichen Kassen spülen."Moderne digitale Lösungen, die das Leben erleichtern, sind grundsätzlicherstrebenswert und zu begrüßen. Gerade im Steuerbereich kann vieles vereinfachtund bürgerfreundlicher werden. Doch die innovativen Ansätze dürfen nicht zulastender Steuerpflichtigen gehen", so Gerauer weiter.
Die Steuererklärung per Klick könne also nur die Vorstufesein, um die Steuererklärung zu erleichtern. Darauf aufbauend mache es Sinn,eigene Werbungskosten, Sonderausgaben oder außergewöhnliche Belastungen in derApp individuell zu ergänzen. Erst die Befüllung mit Daten durchSteuerpflichtige ermögliche eine individuelle Gestaltung derSteuerangelegenheiten. Dies soll laut Vorankündigung auch möglich sein.Fraglich sei nur, wie viele diese Möglichkeit nutzen werden. Denn die zumeistlästige Steuererklärung im Handumdrehen mit einem Klick abzuschließen, mögeverführerisch sein.
Doch was passiert, wenn man der schnellen Steuererklärungzustimmt und später seine Meinung noch ändert. Ist eine nachträgliche Ergänzungvorgesehen? Nach Auskunft des bayerischen Staatsministeriums sollen Änderungenvor dem Absenden möglich sein. Nach Eingang des Steuerbescheids gälten dann dieüblichen Fristen. Die Einspruchsfrist ende grundsätzlich einen Monat nachBekanntgabe des Steuerbescheids. Danach sei der Steuerbescheid rechtskräftigund nichts geht mehr. Daher hält es die Lohnsteuerhilfe für unerlässlich, dassdie App gesetzliche Fristen und Rechtsfolgen transparent vor dem Absenden derZustimmung kommuniziert.
Lohnsteuerhilfe Bayern e.V., PM vom 14.10.2025