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Wenn das Rathaus zur Kostenfalle wird – Sanierung, Neubau & Steuergeld in NRW
Ob Marl, Rheine oder Brühl – immer mehr Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen bauen an neuen Verwaltungsgebäuden oder sanieren ihre Rathäuser. Doch die Kosten geraten dabei oft völlig aus dem Ruder. Der Bund der Steuerzahler NRW zeigt anhand konkreter Beispiele, wie unterschiedlich Kommunen mit Steuergeld umgehen – und warum eine kleine Gemeinde wie Stemwede positiv heraussticht… Mehr dazu lesen Sie hier:
Rathäuser sollen funktional sein, bürgernah – und bezahlbar. Doch vielerorts in NRW explodieren die Kosten, wenn Städte sanieren oder neu bauen. Immer öfter erreichen uns Hinweise empörter Steuerzahler, die steigende Summen und mangelnde Transparenz kritisieren. Der Bund der Steuerzahler NRW hat fünf Beispiele analysiert – mit überraschend unterschiedlichen Ergebnissen.
Marl: 39 Millionen geplant, 143 Millionen geworden
Der Fall Marl zeigt, wie sich ein Rathausprojekt verselbstständigen kann. 2015 noch mit 39,4 Millionen Euro veranschlagt, liegen die aktuellen Sanierungskosten für das denkmalgeschützte Rathaus bei unglaublichen 143,8 Millionen Euro.
Gründe? Eine lange Liste: neue Anforderungen durch Denkmalschutz und Energieeinsparverordnung, Baupreisexplosion, Ukrainekrieg, Coronakrise, Bauschäden unter Fassaden, mangelhafte Baufirmen und Nachbesserungen. Auch wenn das Land NRW mit 21,2 Millionen Euro Städtebauförderung unterstützt, bleibt der Großteil an den Bürgern hängen.
Rheine: Teures Rathauszentrum ohne klare Linie
Das sogenannte „Rathauszentrum“ in Rheine begann mit 24 Millionen Euro. Heute zeigt das offizielle Kostendashboard der Stadt: über 77 Millionen Euro. Der Bund der Steuerzahler NRW kritisiert eine „Schmalspurplanung“, zähe Prozesse und eine intransparente Kommunikation.
Zwar verspricht die Stadt Effekte durch Digitalisierung und mobiles Arbeiten, doch der Personalaufbau spricht eine andere Sprache. Planung auf Verdacht – das ist für Steuerzahler kein tragbarer Weg.
Brühl: Kostenexplosion trotz Denkmalcharme
Auch in Brühl wächst das Rathausbudget seit Jahren. Die Sanierung eines denkmalgeschützten Altbaus samt Neubau auf dem früheren Anbaugrundstück verteuerte sich von gut 20 auf über 30 Millionen Euro.
Als Gründe nennt die Stadt Brühl: Pandemie, Ukrainekrieg, Fachkräftemangel bei technischen Gewerken, eine problematische Dachkonstruktion, Fluktuation bei der Projektleitung und sogar die Flutkatastrophe im Ahrtal. Doch trotz dieser Erklärungen bleibt die Frage: Warum wurden Risiken nicht besser eingeplant?
Stemwede: Digitalisierung, Effizienz – und Transparenz
Dass es auch anders geht, zeigt die kleine Gemeinde Stemwede. Dort wurde nicht nur ein neues „Amtshaus“ geplant, sondern zugleich auch die komplette Verwaltungsstruktur modernisiert.
Digitale Akten, Desk-Sharing, offene Empfangsbereiche, Terminvergabe mit Dokumentenvorbereitung und Videocalls mit Behörden – Stemwede denkt Bürgernähe und Effizienz zusammen.
Zwar stiegen die Kosten von anfangs 1,6 auf 4,2 Millionen Euro – doch dieser Anstieg ist nachvollziehbar: Baupreissteigerungen und Zusatzwünsche wie Geothermie und Photovoltaik wurden offen kommuniziert und begründet. Wichtig: Vorab gab es eine Wirtschaftlichkeitsanalyse.
Der BdSt NRW sagt:
Rathausprojekte dürfen nicht zur Blackbox werden. Wer mit Steuergeld baut, muss offen, wirtschaftlich und vorausschauend handeln. Der BdSt NRW fordert deshalb:
-
belastbare Planungen statt vager Hoffnungen
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transparente Kostenkommunikation
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frühzeitige Wirtschaftlichkeitsanalysen
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konsequente Kontrolle bei Umsetzung und Bauleitung
Denn gute Verwaltung beginnt mit gutem Umgang mit öffentlichem Geld.
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