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70 Mio. Euro für Profi-Fußballstadion in Bochum
Für „seine“ Fußballmannschaft würde so mancher Fan vielleicht das letzte Hemd geben. Doch ist ein Profistadion in städtischer Hand, kann es auch für die Steuerzahler teuer richtig werden: In Bochum soll das Stadion und Stadioncenter saniert werden – die Stadt plant dafür 70 Mio. Euro ein. Dabei mussten schon in der Vergangenheit die Steuerzahler regelmäßig sehr viel für das Stadion zahlen.
Das Heimstadion des VFL Bochum ist seit 1979 das heutige „Vonovia Ruhrstadion“. Es gehört der Stadt Bochum bzw. seit 2024 der neu gegründeten Bochumer Sportstätten Besitzgesellschaft mbH, der auch andere Sportstätten gehören.
Koste nicht ermittelbar
Direkt am Stadion steht das fünfstöckige Stadioncenter mit VFL-Fanshop, Fangastronomie, VIP-Räumen und VFL-Geschäftsstelle. Für 9,9 Mio. Euro hat die Bochumer Sportstätten Besitzgesellschaft mbH im August 2024 das Gebäude gekauft, Schulden übernommen, aktuelle investive (Instandhaltungs-)Maßnahmen finanziert und eine Anschubfinanzierung der Planungsleistungen für die Sanierung bereitgestellt. Aus Sicht der Stadt waren zum Zeitpunkt des Kaufes aber zusätzliche Instandhaltungsmaßnahmen und eine energetische Sanierung erforderlich. Der Haken: Ohne Planungen waren die Konsequenzen für den städtischen Haushalt offen, weil die Kosten dafür nicht ermittelbar waren.
70 Mio. Euro für was?
Doch nicht nur das Stadioncenter soll saniert werden, sondern auch das Stadion selbst. Und das wird für die Steuerzahler in Bochum richtig teuer – die Stadt plant mit 70 Mio. Euro. Wofür genau das Geld ausgegeben werden soll, konnte die Stadt auf BdSt-Anfrage zunächst nicht sagen.
Die Präsentationen, die bei den Mitgliederversammlungen des VfL Bochum Ende 2024 und im Juni 2025 vorgestellt wurden, zeigen die Planungen für den Ausbau: eine hälftige Unterteilung von Sitz- und Stehplätzen, ein Stehplatzblock, 2.000 VIP-Plätze, eine variable Auslastung des Gästebereichs, ein variabler Steh-/Sitzplatzbereich mit „Varioseats“, ein zusätzlicher Trainingsplatz, der Umbau eines Platzes vom Kunstrasenplatz zum Naturrasenplatz und eine Sanierung der „Sichelbinder“, 38 Spannbetonbinder, die an der Außenfassade angebracht sind und zusammen mit den vier Flutlichtmasten dem Stadion ein einzigartiges Profil verleihen sollen.
Steuerzahler zahlt mit
Der VFL Bochum hat das Ruhrstadion gepachtet – bislang ein Schnäppchen für den VFL Bochum, denn 2024 betrugen die gesamten Pachteinnahmen für die Stadt gerade einmal rund 269.000 Euro. Das änderte sich durch einen neuen Vertrag mit der neuen städtischen Eigentümergesellschaft. Für 2025 kalkuliert die Stadt mit 900.000 Euro bis 1,25 Mio. Euro, für 2026 mit 800.000 Euro bis eine Mio. Euro (bei nicht sofortigem Aufstieg in die 1. Bundesliga), jeweils plus Mehrwertsteuer.
Da die Höhe der Pacht nun von der Ligazugehörigkeit abhängt und der VFL 2025 in die 2. Liga abgestiegen ist, reduziert sich die Pacht. Der Vertrag regelt auch, dass die neue Stadttochter dem VFL Bochum die Betriebskosten in Rechnung stellt. Bis dahin wurden sie zum Teil vom Steuerzahler bezahlt – im Jahr 2022 waren das rund 2,4 Mio. Euro!
Kostenintensive Maßnahmen
Dabei mussten schon in der Vergangenheit Bochumer Steuerzahler oft für das Stadion zahlen. So findet der Bund der Steuerzahler Beschlüsse aus öffentlichen Ratsvorlagen zwischen August und Oktober 2021, die teuer waren. Einer der Gründe ist in der Vorlage vom 11. August 2021: „Entsprechend des der Sportverwaltung vorliegenden Lizenzbescheides und der neuen Medienrichtlinien der DFL sind umfangreiche und kostenintensive Maßnahmen im und am Stadion durchzuführen.“ Für 167.000 wurden u. a. Stromkästen umgebaut, eine HawkEye-Torlinientechnik und LAN-Anschlüsse im Hintertorbereich installiert, Leerrohre zum Spielfeldrand für die Eckfahnenkamera verlegt und vieles mehr.
Steuergeld für Profifußballstadion
Zu einem Trainingsplatz der Profimannschaft hieß es in der Vorlage vom 11. Oktober 2021: „Der Rasen befindet sich mittlerweile in einem schlechten Zustand und lässt ein profihaftes Training nicht mehr zu.“ So kamen noch Kosten über 322.000 Euro für den neuen Rasen hinzu. Und vom 5. Oktober 2021 stammt die Ratsvorlage zur Reinigung der Spannbetonbinder am Stadion von z. B. Taubenkot und Vermoosung. Bis 2024 bezahlten Bochumer Steuerzahler zunächst ca. 100.000 Euro, über die neue Besitzgesellschaft kommen voraussichtlich 250.000 Euro hinzu. So mancher Fan wird die hohen Kosten für das Stadion unkritisch sehen, doch es kostet viel Steuergeld, das Profifußballstadion nicht nur in Schuss, sondern auch DFB und DFL konform zu halten.
Der Bund der Steuerzahler kritisiert:
Das Profifußballstadion ist für Bochumer Steuerzahler teuer. Für 70 Mio. Euro Sanierungskosten sollen sie geradestehen. Bei einer jährlichen Pacht gerade einmal einer Mio. Euro wird es lange dauern, bis dieses Geld wieder im Haushalt zurück ist. Und bis dahin gibt es vermutlich noch so manche weitere Sanierung.
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