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"Falscher Hase": Steuerfahnder holen fast eine Viertelmilliarde Euro Steuern zurück

16.06.2025

Mit der Operation "Huracán" wurde 2023 ein Fall von organisiertem internationalem Mehrwertsteuerbetrug öffentlich. Die nordrhein-westfälische Steuerfahndung ermittelte im Anschluss weiter und entdeckte immer neue Verdachtsfälle in den sichergestellten Beweismitteln.

Die abgestimmte Großrazzia in sieben Ländern, bei der unter dem Operationsnamen "Huracán" Luxusautos und Immobilien beschlagnahmt wurden, hat im Juni 2023 die Schlagzeilen beherrscht. Es ging um eine professionelle Bande mit Bezügen zur italienischen Organisierten Kriminalität, die durch ein komplexes internationales Geflecht von Scheinfirmen im großen Stil Mehrwertsteuer bei Fahrzeugverkäufen hinterzogen hat – über sieben Jahre sollen die Drahtzieher knapp 40 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben.

Inzwischen sind laut Finanzministerium Nordrhein-Westfalen die Urteile gegen die Beschuldigten gesprochen worden, sie wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Für die Steuerfahndung Nordrhein-Westfalen war dies allerdings bloß die "erste Welle" der Ermittlungen: Durch die jahrelangen Ermittlungen seit 2021, Observationen und sichergestellten Beweismittel habe die Ermittlungskommission "Falscher Hase" in der Folge mehrere weitere Zwischenhändler aufgedeckt, die in das kriminelle Netzwerk eingebunden waren. Das steuerliche Mehrergebnis, das der Ermittlungskomplex bisher eingebracht hat, liegt laut Finanzministerium des Landes bei knapp 240 Millionen Euro – das Gesamtergebnis nach Abschluss aller steuerstrafrechtlichen Maßnahmen werde nach aktuellem Stand weit über 300 Millionen Euro betragen und mehreren EU-Staaten zugutekommen.

Das Betrugssystem habe so funktioniert: Eine Pufferfirma in Nordrhein-Westfalen habe Fahrzeuge im Inland gekauft und sich die gezahlte Mehrwertsteuer erstatten lassen – diese so genannte Vorsteuererstattung ist steuerrechtlich unter bestimmten Voraussetzungen vorgesehen. Anschließend habe sie die Autos ins EU-Ausland leicht über dem deutschen Netto-Preis verkauft, was aber dank der Mehrwertsteuerbefreiung im europäischen Binnenmarkt immer noch attraktiv gewesen sei, so das Finanzministerium Nordrhein-Westfalen. Diese Händler im Ausland würden "Missing Trader" genannt: Tatsächlich seien sie verschwunden, kurz nachdem sie die Fahrzeuge weiterverkauft hatten –inklusive Mehrwertsteuer, die aber niemals an den Staat abgeführt worden sei. Eben solchen Zwischenhändlern, die sich ausschließlich auf dem Schattenmarkt bewegen, sei die nordrhein-westfälische Steuerfahndung in der Folge der "Huracán"-Aktion mehrfach auf die Schliche gekommen.

"Ein langjähriger Ermittlungskomplex wie dieser ist für uns nicht nur ein Marathon, sondern eher ein Zehnfach-Ironman", verdeutlicht Stephanie Thien, Leiterin des Landesamtes zur Bekämpfung der Finanzkriminalität (LBF NRW), das seit diesem Jahr die gesamte nordrhein-westfälische Steuerfahndung mit rund 1.200 Experten bündelt. "Allein die Strafakte zur ersten Ermittlungswelle umfasste über 100.000 Blatt Papier in 330 Ordnern. Die Betrüger-Ringe sind hochkomplex aufgestellt: Sie bewegen Geld und Waren zwischen realen, aber nicht angemeldeten Unternehmen in Deutschland und angemeldeten, aber nicht realen Unternehmen in mehreren anderen Ländern. Hier führen nur kriminalistisches Know-how auf höchstem Niveau, eine enge internationale Behördenkooperation und vor allem ein sehr langer Atem zum Erfolg."

Und dieser sei im Fall der EK "Falscher Hase" eingetreten, verdeutlicht Minister Optendrenk: Wenn ein dreistelliger Millionenbetrag an Steuergeld aus den Kassen der Kriminellen zurückgeholt wird, sei das eine grandiose Bilanz.

Finanzministerium Nordrhein-Westfalen, PM vom 12.06.2025

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