Finanzämter wahren „Weihnachtsfrieden“
Abendblatt-Daten entlarven das Bauversagen des Hamburger Senats
Undurchsichtige Millioneninvestitionen - und das Wildgehege bleibt zu.
Beim Wildgehege Klövensteen sorgt die laufende Sanierung für massiven Streit. Linke und die Bürgerinitiative NaturErleben kritisieren laut Abendblatt fehlende Transparenz, das Aufkündigen früherer Absprachen und deutlich steigende Kosten. Nach ihren Angaben liegen die bisher angefallenen oder beauftragten Ausgaben bereits bei rund 2,4 Millionen Euro, weitere bis zu 700.000 Euro könnten folgen, statt der ursprünglich geplanten 1,9 Millionen Euro. Umstritten sind unter anderem 340.000 Euro für eine neue Uhu-Voliere, über 500.000 Euro für Kläranlage und Toilette ohne Wirtschaftlichkeitsprüfung sowie ein neuer Außenzaun für bis zu 450.000 Euro.
Das Bezirksamt Altona weist die Kritik zurück, spricht von transparenten Verfahren, unterschiedlichen Fördertöpfen und teils alternativlosen Maßnahmen. Der Steuerzahlerbund kritisiert laut Abendblatt falsche Prioritäten, da trotz Millionenausgaben der Betrieb des Wildgeheges wegen Personalmangels nicht verlässlich gesichert ist.
Anlässlich des aktuellen Artikels im Abendblatt zur Sanierung und Umgestaltung des Wildgeheges Klövensteen („Harsche Kritik an Wildgehege-Umbau: Kosten laufen aus dem Ruder“) erklärt Sascha Mummenhoff, Landesvorsitzender des Bundes der Steuerzahler Hamburg e. V.:
„Wer sich anschaut, was im Wildgehege Klövensteen passiert, merkt schnell: Das Bezirksamt arbeitet nach dem Prinzip Stückwerk. Einzelmaßnahmen werden nacheinander beschlossen, beauftragt und umgesetzt, ohne dass es jemals einen belastbaren Gesamtplan gab. Konsequenz: Die Öffentlichkeit sieht immer nur Fragmente und nie das Bild dahinter. Genau so verzerrt man Kosten und verschleiert die Frage, ob all diese Investitionen überhaupt sinnvoll zusammenspielen.
Dass man überhaupt nur mithilfe zahlreicher Kleiner Anfragen mühsam rekonstruieren kann, wofür wie viel Geld ausgegeben wurde, ist ein Problem für sich. Wo Transparenz fehlt, fehlt auch Kontrolle. Entscheidungen werden getroffen, bevor sie politisch diskutiert oder finanziell bewertet wurden. Vergabeverfahren laufen im Halbdunkel. Aussagen widersprechen einander. Und die Kosten steigen still weiter.
Besonders irritierend ist, dass zentrale Bausteine des beschlossenen Zukunftskonzepts - nämlich der Fokus auf Naturerleben - im Alltag faktisch ignoriert werden. Statt das Wildgehege als Lern- und Erholungsort weiterzuentwickeln, baut man eine immer größere Infrastrukturkulisse. Gleichzeitig wird der Charakter des Wildgeheges schleichend verändert, ohne dass dafür die notwendige politische Legitimation oder eine ordentliche Wirtschaftlichkeitsprüfung vorliegt.
Und dann gibt es noch die bittere Ironie, die man kaum übersehen kann: Während Millionen in neue Anlagen, Wege, Gehege und Gebäude fließen, ist das Wildgehege - eines der beliebtesten Ausflugsziele im Westen Hamburgs - für Besucher immer mal wieder geschlossen. Nicht wegen Bauarbeiten, sondern weil schlicht das Personal fehlt. Das Bezirksamt investiert in Beton und Stahl, aber offenbar nicht in funktionierende Strukturen. Wer Millionen in Infrastruktur steckt, aber es nicht schafft, die Öffnungszeiten zu garantieren, hat die Prioritäten falsch gesetzt.
Wenn man alles zusammenlegt, entsteht ein unangenehmer Eindruck: Hier wird Geld ausgegeben, ohne dass klar ist, wohin das Projekt eigentlich steuern soll. Einzelmaßnahmen werden als alternativlos verkauft. Die tatsächlichen Gesamtkosten bleiben im Nebel. Und die politischen Gremien bekommen Informationen erst, wenn sie nichts mehr ändern können. Genau das ist das Gegenteil von guter Verwaltung.
Der Klövensteen ist kein x-beliebiges Grünprojekt. Er ist ein zentraler Ort für Erholung, Naturvermittlung und Familien in Hamburg. Wer dort investiert, trägt Verantwortung - finanziell, politisch und gegenüber der Öffentlichkeit. Und diese Verantwortung wird derzeit nicht erfüllt.“
Link zum Abendblatt-Bericht:
www.abendblatt.de/hamburg/altona/article410714560/hamburger-wildgehege-kloevensteen-harsche-kritik-an-umbau-kosten-laufen-aus-dem-ruder.html