
BdSt-Bearbeitungscheck 2024
Bearbeitungszeiten von Einkommensteuererklärungen: Baden-Württemberg verbessert sich deutlich
Hamburgs Finanzämter bleiben schnell – aber der Vorsprung schmilzt!
Der Bund der Steuerzahler vergleicht Bearbeitungszeiten: Hamburger Finanzämter benötigen im Schnitt 40,6 Tage - Platz 3 im Ländervergleich.
Nur leichte Verbesserung gegenüber dem Vorjahr / Vollautomatisierung stagniert
Die Finanzämter in Hamburg gehören weiterhin zu den schnelleren in Deutschland. Für die Bearbeitung der Einkommensteuererklärungen des Veranlagungsjahres 2023 benötigten sie durchschnittlich 40,6 Tage – gut ein Tag weniger als im Vorjahr.
Damit erreicht Hamburg im aktuellen Ranking des Bund der Steuerzahler Platz 3 von 16.
Spitzenreiter ist erstmals Thüringen mit 39,1 Tagen. Auch Sachsen-Anhalt zog an Hamburg vorbei.
Während sich elf Bundesländer im Schnitt unter die 50-Tage-Marke verbesserten, reicht es für Hamburg in diesem Jahr zum ersten Mal seit drei Jahren nicht mehr für die Top 2.
„Die Verbesserung in Hamburg ist erfreulich, aber kein Grund zur Selbstzufriedenheit“, mahnt Sascha Mummenhoff, Vorsitzender des Bund der Steuerzahler Hamburg e. V. „Wenn andere Länder ihre Prozesse konsequenter optimieren, darf Hamburg nicht auf der Stelle treten. Unser Ziel sollte es sein, die Bearbeitungszeiten weiter zu senken – und zwar dauerhaft.“
Mummenhoff bezieht sich damit auf die Ergebnisse des aktuellen Bearbeitungs-Checks 2024 für das Veranlagungsjahr (VZ) 2023: „So lange warten Sie auf Ihren Steuerbescheid.“
Das jährliche Ranking des Bund der Steuerzahler (BdSt) zeigt, in welchem Bundesland die Steuererklärungen am zügigsten bearbeitet wurden.
Zusätzlich zum „Allgemeinen Durchschnitt“ betrachtet der BdSt die Wartezeiten für die Untergruppen „Arbeitnehmer“ und „Sonstige Personen“ (Selbstständige, Freiberufler, Unternehmer).
Seine Recherche verbindet der BdSt mit einem Appell. So betont Mummenhoff: „Es darf nicht vom Wohnort abhängen, wann Bürger und Betriebe ihren Steuerbescheid erhalten – und möglicherweise sogar Geld zurückbekommen!“
Für den neuen Check wurden alle Einkommensteuererklärungen für das Jahr 2023 berücksichtigt, die bis zum 31. Dezember 2024 eingereicht wurden.
Besonders auffällig: Bei Selbstständigen, Freiberuflern und Unternehmern verschlechtert sich Hamburg.
In dieser Gruppe – im Bericht als „Sonstige Personen“ bezeichnet – liegt Hamburg mit 44,1 Tagen auf Platz 2. Die durchschnittliche Bearbeitungsdauer erhöhte sich hier um 1,1 Tage. „Gerade Selbstständige und Unternehmer sind auf zeitnahe Bescheide angewiesen. Dass Hamburg ausgerechnet hier abbaut, ist ein Warnsignal“, so Mummenhoff. Bei den Arbeitnehmern ging die Bearbeitungszeit leicht zurück – auf 39,1 Tage (Platz 6).
Digitalisierung lässt weiter auf sich warten!
In puncto Automatisierung bleibt Hamburg unterdurchschnittlich. Nur 20,6 Prozent der Steuererklärungen wurden vollständig automatisiert bearbeitet – ein leichter Anstieg, aber weiterhin weit entfernt von den Spitzenreitern. „Wenn Hamburg bei der Digitalisierung nicht aufholt, wird die Bearbeitung trotz engagierter Mitarbeiter unnötig gebremst“, kritisiert Mummenhoff. „Gerade die Automatisierung ist ein Schlüssel, um bei wachsender Fallzahl auch künftig zügig zu arbeiten.“
Durchschnittliche Steuererstattung: Hamburg vorn – aber mit Vorsicht zu genießen.
Die durchschnittliche Steuererstattung in Hamburg lag 2024 bei 1.530 Euro je Fall. Dieser rechnerische Wert liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt – spiegelt laut Finanzbehörde aber nur begrenzt die Realität wider.
Fazit des BdSt Hamburg:
Hamburgs Finanzämter arbeiten vergleichsweise schnell, doch der Trend zeigt: Die Konkurrenz holt auf – und in einigen Bereichen wurde Hamburg bereits überholt. Ohne Investitionen in Automatisierung und strukturelle Verbesserungen droht ein Rückfall.
Zudem braucht es politische Lösungen für wachsende Herausforderungen – etwa durch die stark steigende Zahl an steuerpflichtigen Rentnerinnen und Rentnern, deren Erklärungen die Verwaltung zunehmend belasten.
Alle wichtigen Informationen enthält der BdSt-Bearbeitungs-Check. Außer den reinen Zahlen gehen wir dort auch Mythen nach: Verzögert das Finanzamt die Auszahlung von Steuererstattungen?
Den Check können sich Mitglieder im Mitgliederbereich auf www.steuerzahler.de downloaden. Andere Interessenten erhalten die Recherche kostenfrei unter [email protected].
Anmerkungen:
Das jährliche Ranking des Bund der Steuerzahler (BdSt) deckt auf, in welchem Bundesland die Steuererklärungen am zügigsten bearbeitet wurden.
Zusätzlich zum „Allgemeinen Durchschnitt“ blickt der BdSt darin auch auf die spezifischen Wartezeiten für die Untergruppen „Arbeitnehmer“ und „Sonstige Personen“ (Selbstständige, Freiberufler, Unternehmer).
Ebenfalls vom BdSt erhoben wird der Anteil der vollautomatisiert geprüften Einkommensteuererklärungen („Autofallquote“).
Die benötigten Werte fragt der BdSt seit dem Jahr 2017 jährlich bei den zuständigen Finanzverwaltungen der Bundesländer ab. So lässt sich im Zeitverlauf überprüfen, in welchen Bundesländern die Finanzämter schneller oder langsamer geworden sind.
Für den aktuellen Bearbeitungscheck 2024 wurden alle Einkommensteuererklärungen für das Jahr 2023 in den Blick genommen, die bis zum 31. Dezember 2024 eingereicht worden waren.
Den vollständigen BdSt-Bearbeitungscheck, mit weiteren Analysen und Grafiken, finden Sie hier: