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Monheim baut olympiareife Skateanlage
Eine sarkastische Antwort aus dem Monheimer Rathaus gab es auf eine BdSt-Anfrage. Monheim am Rhein ist in der Vergangenheit nicht durch Bescheidenheit aufgefallen: erste Achtfachsporthalle Europas, pompöse Veranstaltungshalle, millionenschwerer Sporthafen am Greisbachsee... Hier wird in Dimensionen geplant, die über das Maß einer 46.000 Einwohnerstadt hinausgehen. Als jetzt über den Bau einer olympiatauglichen, riesigen Skateanlage berichtet wurde, hat der BdSt NRW natürlich bei der Stadt nachgefragt. Das ist unser Auftrag: Steuergeldverschwendung unter die Lupe nehmen und verhindern. Die Antwort aus dem lange wirtschaftlich erfolgreichen und inzwischen hochverschuldeten Monheim kann den Eindruck erwecken, dass man dem Größenwahn zu verfallen droht.
Hier unsere Fragen an die Stadt Monheim samt Antworten der Pressestelle:
Vielen Dank für Ihre Fragen. Bürgermeister Zimmermann beantwortet diese wie folgt. Sie können ihn gerne zitieren:
Welche Pläne und Ziele verfolgt die Stadt Monheim mit der neuen Skateanlage?
Monheim am Rhein plant die Schaffung einer Sportanlage für Skate- und Rollsportarten auf Weltniveau. Eine vergleichbare Anlage ist in Deutschland bisher nicht vorhanden. Vorbild ist die für Skatesportarten geschaffene Anlage der Olympischen Spiele von Tokyo. Wie Sie bereits festgestellt haben, kennt die Monheimer Ratsmehrheit mit ihrem Bürgermeister keine Grenzen. Der vernünftige Vorschlag, auch einmal auf etwas zu verzichten, erscheint in Monheim am Rhein offenbar absurd.
Möchte die Stadt Monheim Olympia-Austragungsort werden?
Nicht nur das – auch Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und internationale Sportevents sind geplant. Es handelt sich wie so oft in Monheim am Rhein um eine Planung ohne Maß und Grenzen.
Wie groß soll die neue Anlage werden?
Es soll zwei Bereiche geben, einen Olympic Park mit Quarters und Banks auf 1100 Quadratmetern Fläche und einen Olympic-Street-Bereich Stairs, Rails, Ledges und Banks auf 1200 Quadratmetern. Darüber hinaus ist noch ein Funktionsgebäude mit einer Nutzfläche von 420 Quadratmetern geplant. Das Gesamtareal umfasst etwa 6000 Quadratmeter Grundstücksfläche. Es wird, wie unsere örtlichen Skaterinnen und Skater sagen würden, „phat“.
Wie ist die zeitliche Planung der Stadt Monheim?
Wir werden die Anlage eröffnen, wenn sie fertig ist. Ich schlage Ihnen eine Eintragung ins Schwarzbuch für 2025 vor.
Mit welchen Gesamtkosten und welchen Folgekosten rechnet die Stadt Monheim?
Die Kosten sind völlig unübersehbar. Sie werden sicher im ein- bis zweistelligen Millionenbereich liegen. Dass das in Monheim am Rhein keine Rolle spielt, wissen Sie, denn wir finanzieren alles auf Pump.
Das sagt der BdSt NRW zu dieser Antwort:
Der Bund der Steuerzahler hat den satzungsgemäßen Auftrag, die Bürgerinnen und Bürger über steuer- und finanzpolitische Zusammenhänge zu informieren. Nach Zeiten des Lobes musste der BdSt NRW die Stadt Monheim am Rhein in den letzten Jahren mehrfach kritisieren. Ein Geysir, der mitten in einem Kreisverkehrs dessen Sinn ad absurdum führt, weil zur Sicherheit Ampeln aufgestellt werden; eine Marina für Yachten, die eine millionenteure Anbindung an den Rhein braucht; eine Veranstaltungshalle, die sehr wahrscheinlich nie wirtschaftlich sein wird; oder Europas größte Sporthalle, deren „Wirtschaftlichkeit“ das Geheimnis weniger Eingeweihter bleiben soll, können aus Steuerzahlersicht kein Lob mehr ernten. Vor allem, wenn die Stadt sehenden Auges in eine Verschuldung eines unfassbaren Ausmaßes läuft.
Daniel Zimmermann, der Bürgermeister der Stadt Monheim, lässt sich bei der BdSt-Recherche zur olympia-tauglichen Skateranlage dünnhäutig zitieren. Offensichtlich hat unsere Kritik das Stadtoberhaupt getroffen, allerdings ist sie unangenehmer als die Lobeshymnen vergangener Zeiten. Mit einer sarkastischen Antwort lässt sich der Anspruch der Öffentlichkeit nach Informationen nicht erfüllen. Doch Geheimniskrämerei hat stets kurze Beine. Aber die für die Steuerzahler wichtige Frage, welche Bedeutung die Wirtschaftlichkeit in Monheim eigentlich noch hat, wird mit der sarkastischen Antwort trotzdem beantwortet: keine.