Wenn Sie eine Serie bei einer Streaming-Plattform wie beispielsweise Netflix, Amazon, Sky, Disney+ oder Apple TV sehen wollen, müssen Sie dafür zahlen. Aber wussten Sie, dass Sie für die Produktion einiger dort gezeigter Serien auch unabhängig davon zahlen, ob Sie ein Abo bei den Streaming-Anbietern abgeschlossen haben? Als Steuerzahler gehören Sie nämlich zu den Finanziers diverser Serienproduktionen für eine Vielzahl von Streaming-Anbietern.
Über den sogenannten German Motion Picture Fund (GMPF) fördert die Bundesregierung seit 2016 vor allem die Produktion von international koproduzierten High-End-Serien. Zuletzt wurden beispielsweise die Produktionen der Serien „1899“, „Babylon Berlin“ und „Cleo“ subventioniert. Seit Beginn der Förderung wurden insgesamt mehr als 225 Mio. Euro bewilligt (2016 bis 2022). 2023 sind für den GMPF rund 41 Mio. Euro im Bundeshaushalt eingestellt.
Ziel der Serien-Förderung ist es, dass die „Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft des Filmstandorts Deutschland gestärkt werden“, wie es in der Förderrichtlinie heißt. Zudem weist die BMK-Pressestelle auf die positiven Beschäftigungseffekte des German Motion Picture Fund und dessen „große Wirkung“ als „filmwirtschaftliches Standortförderinstrument“ hin. So sei durch Evaluierungen ermittelt worden, dass für jeden Fördermittel-Euro rund das Siebenfache an Herstellungskosten in Deutschland verausgabt wurde.
Keine Frage: Serien gewinnen immer mehr an Bedeutung für die Filmwirtschaft. Und natürlich haben Ausgaben für die Produktion hier in Deutschland eine positive Auswirkung auf die Umsätze und Beschäftigung der Branche. Dabei werden jedoch wesentliche Aspekte ausgeblendet.
Erstens: Würden die Millionen anderweitig ausgegeben, würde dies ebenfalls zu Umsätzen und Beschäftigung führen – vielleicht sogar in noch höherem Maße. Zweitens: Serien für Streaming-Anbieter und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk würden auch dann in Deutschland produziert werden, wenn dies nicht durch üppige Subventionen gefördert werden würde. Immerhin verdienen die Produktionsfirmen mit diesen Serien Geld und haben ein vitales Eigeninteresse an der Produktion.
Statt sich – erst recht mit Blick auf den immensen Schuldenberg, trübe wirtschaftliche Aussichten und eine hohe Inflation – mit allzu üppigen Geldgeschenken zurückzuhalten, stürzt sich Deutschland kopfüber in die Subventionsspirale. Befürworter argumentieren, dass die Produktionen dorthin abwandern, wo es mehr Subventionen gibt. Dieser Logik folgend, muss also die Dosis immer weiter erhöht werden, um einen Standortvorteil zu erreichen. So geschieht es auch beim German Movie Picture Fund: Aus diesem Fördertopf standen erstmals im Jahr 2016 Mittel zur Verfügung – 10 Mio. Euro waren damals eingeplant, knapp 17 Mio. Euro wurden bewilligt. 2022 sind die Zusagen bereits auf mehr als 84 Mio. Euro in diesem Jahr gestiegen.
Der Steuerzahler fragt sich: Wann ist also Schluss? Aus gutem Grund sehen die subventionspolitischen Leitlinien der Bundesregierung vor, dass Subventionen befristet und degressiv, also mit der Zeit sinkend, sein müssen. Bei der Förderung des GMPF ist davon wenig zu merken: Die Förderung wird immer weiter ausgeweitet und die Förderrichtlinie einfach verlängert – zuletzt bis Ende 2023.